Heidi (1952) - Bonusmaterial
Darsteller, Stab & technische Angaben
Darsteller, Stab & technische Angaben
Dreharbeiten:
Herstellungsjahr | 1952 | |
Filmlänge 35mm Kinokopie: | 2'719 m, resp. 100 Minuten | |
Filmlänge MAZ Band / DVD: | 95’42’’ Minuten | |
Drehzeit | Juni – Oktober 1952 | |
Innenaufnahmen: | Filmstudio Rosenhof, Zürich | |
Aussenaufnahmen: | Latsch (Bergün-Bravougn) Alp Falein (Filisur) Fuorcla Surlei Alp Languard (Pontresina) Celerina Basel |
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Erstaufführung | Im Kino Apollo, Zürich und Kino Capitol, Basel 14. November 1952 | |
New York am 19. Dezember 1953 | ||
Titel Italien | Son tornata per te | |
Titel Deutschland | Heidi - Sehnsucht nach der Heimat | |
Titel USA | Heidi, Child of the mountains |
Credits:
Regie | Luigi Comencini | |
Regie-Assistenz | Ettore Cella | |
Drehbuch | Richard Schweizer, Wilhelm Michael Treichlinger, Luigi Comencini Nach «Heidis Lehr- und Wanderjahre» von Johanna Spyri |
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Produktion | Lazar Wechsler für Praesens-Film AG, Zürich | |
Produktionsleitung | Uors von Planta | |
Kamera | Emil Berna, Peter Frischknecht | |
Kamera-Assistenz | Ernst Bolliger, Tony Braun | |
Musik | Robert Blum | |
Ton | Rudolf Rolf Epstein | |
Schnitt | Hermann Haller | |
Schnitt-Assistenz | Hans Heinrich Egger | |
Script | Gertrud Bantli | |
Repetitor | Susi Lehmann-Trachsler | |
Dialogführung | Beate von Molo, Josef Wolf | |
Bau | Werner Schlichting | |
Bühne | Adolf Rebsamen | |
Maske | Jonas Müller | |
Requisiten | Ernst Wettstein |
Darsteller:
Elsbeth Sigmund | Heidi | |
Heinrich Gretler | Alp-ÖhI | |
Thomas Klameth | Geissenpeter | |
Elsie Attenhofer | Tante Dete | |
Margrit Rainer | Brigitte (Peters Mutter) | |
Fred Tanner | Pfarrer | |
Max Haufler | Bäcker | |
Walburga Gmür | Bäckersfrau | |
M. Cajöri | Lehrer | |
Isa Günther | Klara Sesemann | |
Willy Birger | Herr Sesemann | |
Traute Carlsen | Grossmutter Sesemann | |
Anita Mey | Fräulein Rottenmeier | |
Carl Wery | Dr. Claussen | |
Theo Lingen | Sebastian | |
Friedrich Braun | Johann (Kutscher) | |
Armin Schweizer | Dompförtner | |
M. Schmidt | Gemeindeammann | |
Lore Reitermann | ||
Axel Kubitzky |
Entstehung des Films
1950 sah die Bilanz der Praesens-Film sehr düster aus. Interne Reibereien gefährdeten die Firma und verursachten eine Drosselung des Produktionsflusses. Die Kleinaktionäre waren beunruhigt und in Anbetracht des sich anbahnenden Verlustes von einer halben Million Franken für das Jahr 1951 erwägt der Verwaltungspräsident Walter Boveri gar die Liquidation der Firma. Nur noch ein geschwind realisierbares Projekt konnte die Firma retten. Man suchte deshalb nach einem unkompliziert zu verfilmenden, volksnahen Stoff. Wie in der Krise von 1943 mit «Marie Louise» setzte der Produzent Lazar Wechsler wieder alle Hoffnung auf ein Waisenmädchen.
Zum Glück für die Praesens hatten die Produzenten in aller Welt nach dem Fiasko des amerikanischen Heidi-Films mit Shirley Temple in der Hauptrolle einen weiten Bogen um Johanna Spyri gemacht. So drängt sich der Welterfolg der meistgelesenen Schweizer Schriftstellerin geradezu auf.
Da Leopold Lindtberg die Übernahme der Regie kategorisch abgelehnt hatte, verhandelte Wechsler mit Luigi Comencini, einem Italiener mit Schweizer Wurzeln. Von ihm hatte die Praesens bereits einen Film mit Kindern im Verleihprogramm, der die Verantwortlichen der Firma sehr beeindruckte. Comencini galt als feinfühlig und arbeitete gerne mit Kindern. Nach einigem Zögern sagte er schliesslich zu.
Nun begann die Suche nach den zwei Kindern (Heidi und Peter). Comencini bestand darauf, aussliesslich Kinder ohne Spielerfahrung zu verpflichten. Zusammen mit Emil Berna (Kamera) und Uors von Planta (Produktionsleitung) wurden etliche Dörfer und Schulen besucht und mit einer 16mm-Kamera Aufnahmen von potenziellen Kandidaten gedreht. Comencini war sich am Schluss sicher, mit Elsbeth Sigmund aus Kempthal und Thomas Klameth aus Küsnacht die perfekte Besetzung gefunden zu haben. Um aber auch den Produzenten davon zu überzeugen, wurde mit den Aufnahmen der Kandidaten eine Abstimmung in einem vollbesetzten Kino in Zürich durchgeführt; mit dem Resultat, dass Comencinis Wahl eindrücklich bestätigt wurde.
Nebst den beiden Hauptrollen wurde der Film mit vielen beliebten Schweizer Gesichtern und als Konzession an den deutschen Markt auch mit einigen in Deutschland bekannten Schauspielern wie Willy Birgel, Theo Lingen und Isa Günther (aus Kästners «Das doppelte Lottchen») besetzt.
Gedreht wurde vor allem in der Gegend von Bergün, weil Maienfeld, wo Johanna Spyri die Handlung angesiedelt hatte, bereits zu modernisiert war. Auch Frankfurt, das nach dem 2. Weltkrieg noch in Trümmern lag, eignete sich nur noch beschränkt als Original-Schauplatz, weshalb man sich zum Teil mit Aufnahmen von Basel und Fotomontagen behelfen musste.
«Heidi» kostete schliesslich CHF 521'000, was für die damaligen Verhältnisse nicht unerheblich war. Der Film spielte diesen Betrag jedoch problemlos wieder ein. Nebst überdurchschnittlich langen Laufzeiten in der Schweiz (17 Wochen in Zürich), 600'000 Besuchern in der BRD, dem Einsatz von 300 Kopien in über 4'000 Kinosälen in den USA und dem Verkauf des Films in viele zusätzliche Länder, gewann «Heidi» auch verschiedene internationale Preise, darunter die Auszeichnung als bester Jugendfilm an der Biennale in Venedig.
Die Autorin
Johanna Spyri, die im Ausland mit Abstand bekannteste Persönlichkeit der Schweiz, wurde am 12. Juni 1827 geboren und wuchs als viertes von sechs Kindern des Arztes Johann Jacob Heusser und der pietistischen Dichterin Meta Heusser-Schweizer in der kleinen Landgemeinde Hirzel oberhalb des Zürichsees auf.
Nach dem Besuch der Dorfschule erhielt sie Privatunterricht in Fremdsprachen und Musik. Mit sechzehn kam sie für zwei Jahre in ein Internat in Yverdon. Vom 18. Bis 25. Lebensjahr unterrichtete Johanna ihre jüngeren Geschwister, half der Mutter im Haushalt und betrieb autodidaktische Literatur-Studien.
1852 heiratete sie den Juristen, Redaktor und späteren Stadtschreiber von Zürich, Bernhard Spyri. Die beiden hatten einen Sohn, Bernhard, der leider an Schwindsucht litt und bereit mit 28 Jahren starb. Im gleichen Jahr starb auch sein Vater.
Ermuntert durch einen mit ihrer Mutter befreundeten Pfarrer, begann Johanna Spyri 1870 zu schreiben. Bereits 1871 erschien ihre erste Erzählung «Ein Blatt auf Vronys Grab».
Ihren Weltbestseller und Dauerbrenner «Heidis Lehr- und Wanderjahre», der als Vorlage für die 1952 entstandene Heidi-Verfilmung diente, schrieb sie 1879 in wenigen Wochen. Ein Jahr später folgte der zweite Band «Heidi kann brauchen, was es gelernt hat», die Vorlage für den 1955 gedrehten Film «Heidi und Peter».
Während ihrer letzten Lebensjahre schrieb die Witwe Johanna Spyri noch weitere Geschichten, vor allem für Kinder. 1901 erkrankte sie an Krebs und starb am 7. Juli in Zürich.
Regie
Luigi Comencini wurde am 8. Juni 1916 in Salò am Gardasee geboren. Die Schule besuchte er bis zur Matura in Frankreich. Danach erfolgte eine Ausbildung zum Architekten am Polytechnikum Mailand.
Bereits während der Studienzeit begann Comencinis Interesse am Film. Er sammelte alte, wertvolle Filme und gründete das italienische Filmarchiv, dem er Jahre lang vorstand. 1939 organisierte er an der Biennale in Mailand eine internationale Ausstellung über das Werden der Filmkunst.
In den ersten Jahren des 2. Weltkrieges betätigte er sich als Photograph und Filmkritiker und arbeitet als Drehbuch-Mitarbeiter und Regie-Assistenz an verschiedenen Filmen. Comencini führte zwischen 1937 und 1991 Regie in rund 50 vorwiegend italienischen Spielfilmproduktionen.
Heidi-Verfilmungen
1920 | Der erste Heidi-Stummfilm aus den USA | |
1937 | Heidi-Verfilmung mit Shirley Temple in der Hauptrolle | |
1952 | Schweizer Produktion von Luigi Comencini | |
1955 | Schweizer Produktion (Heidi & Peter) von Franz Schnyder, erster Schweizer Farbfilm | |
1965 | Österreichische Produktion mit Eva-Maria Sieghammer als Heidi | |
1967/68 | Amerikanische Produktion mit Jennifer Edwards | |
1977 | Japanische Animeserie mit 52 Folgen | |
1979 | 26-teilige deutsche Fernsehserie mit Katja Polletin als Heidi | |
1988 | von Michael Douglas in Österreich produziert (nur angelehnt an Stoff) | |
1992 | kleine Fernsehserie von Walt Disney | |
2001 | Schweizer Produktion von Markus Imboden | |
2015 | Remake der japanischen Anime-Serie aus dem Jahre 1977 | |
2015 | Schweizer Produktion von Alain Gsponer |
Restaurationsbericht
Luigi Comencinis «Heidi»-Adaption von 1952 gilt bis heute als die gelungenste Verfilmung von Johanna Spyris unsterblichem Kinderbuch. Leider hat der Zahn der Zeit auch an diesem Schweizer Filmklassiker genagt, weshalb sich 50 Jahre nach der Produktion eine umfassende digitale Restaurierung aufdrängte. Sie wurde vom Schweizer Fernsehen in Zusammenarbeit mit verschiedenen spezialisierten Firmen in den Jahren 2004 und 2005 vorgenommen.
Neben der schweizerdeutschen Originalversion kam der Film bereits in den 50er-Jahren weltweit in deutscher, französischer, italienischer und englischer Synchronisation in die Kinos. Da die verschiedenen Fassungen in der Länge nicht identisch waren und sich zum Teil auch inhaltlich oder in der Schnittfolge leicht unterschieden, mussten vor Beginn der Restaurierungsarbeiten alle noch auffindbaren Original-Negative und einzelne Filmkopien geprüft und verglichen werden. Zu einem grossen Teil lagerten die Filmrollen im Schweizer Filmarchiv in Lausanne. Einzelne Elemente wurden in Deutschland gefunden.
Für das digitale Bild-Master wurden Teile aus allen Negativen der verschiedenen Sprachversionen verwendet und zu einer neuen, wieder kompletten Bildversionen zusammengefügt. Die Digitalisierung des Negativs und Übertragung auf ein Videoband erfolgte Einstellungen für Einstellung, unter spezieller Berücksichtigung von Bildausschnitt, Helligkeit und Kontrast. Mit einer Spezial-Software wurden anschliessend ungezählte Mikro-Beschädigungen eliminiert. Dann folgten aufwändige digitale Retuschen zur Behebung der vielen gröberen Beschädigungen. In einem letzten Arbeitsgang wurden schliesslich alle sichtbaren und stärenden Schnitt- und Klebestellen korrigiert.
Wie bereits erwähnt sind die verschiedenen Sprachfassungen nicht bildidentisch. So existieren beispielsweise zwei unterschiedlich geschnittene Versionen von Heidis Entführung. Ausserdem spricht Heidi in der Originalfassung in den Frankfurter Szenen teilweise Schweizerdeutsch, während für die deutsche Fassung diese Teile noch einmal - und nur in Hochdeutsch – gefilmt wurden. Für die englische Fassung drehte man zusätzlich Grossaufnahmen einzelner Schauspieler, die ihre Dialoge selber in Englisch – und damit lippensynchron – sprechen- Und natürlich wurden an unterschiedlichen Stellen – vor allem in der englischen Fassung – Kürzungen vorgenommen. Dank digitaler Nachbearbeitung konnten aber auch diese Sequenzen ohne sichtbaren Qualitätsverslust wieder in die jeweilige Endfassung eingefügt werden.
Problematisch und aufwändig war auch die Nachbearbeitung der Tonspuren, zumal diese nicht immer zusammen mit den Bildnegativen aufbewahrt wurden. Vor allen in der italienischen und französischen Version fehlten an einzelnen Stellen ganze Dialogteile. Da die entsprechenden Negative nicht auffindbar waren, mussten die fehlenden Teile von beschädigten 35mm-Kinokopien, teilweise sogar von 16mm-Kopien, übernommen und hinzugefügt werden. Alle fünf Audiospuren wurden anschliessend digital überarbeitet. Eine neue Abmischung – wie sie oft für alte Hollywood-Produktionen gemacht wird – war dabei leider nicht möglich, da jeweils nur noch eine bereits fertig gemischte Mono-Spur vorlag.
Heinz Schweizer, SRF, im Mai 2005
Für die neue Digitalisierung in 4K UHD konnte auf die Materialanalysen von SRF und der Cinémathèque suisse von 2005 zurückgegriffen werden.
Von Comencinis «Heidi» gab es verschiedene Sprachversionen in unterschiedlichen Schnittfassungen. Es wurde entschieden, die schweizerdeutsche ursprüngliche Version wiederherzustellen. Da es von der Originalversion jedoch kein komplettes Negativ mehr gab, mussten dafür zwei Negative sowie ein Internegativ aus verschiedenen Fassungen verwendet werden.
Nach der Abtastung in 4K im Labor, war es nun auch möglich das neue Verfahren der Farb- und Lichtbestimmung einzusetzen: HDR.
«Heidi» ist der erste Schweizer schwarzweiss Film, der diese neue Technologie einsetzt, um die Kinder mit einem völlig neuen Film- und Seherlebnis zu erfreuen.
Florian Leupin, filmo, 2022
Mehr zu den einzelnen Schritten der Filmdigitalisierung unter:
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Wegen der unterschiedlich geschnittenen Versionen beschränkt sich die 2022 erschienene BluRay auf das schweizerdeutsche Original.
Bereits im Handel erhältlich ist eine DVD-Edition mit deutscher, italienischer, französischer und englischer Fassung.